15.7.2019, 15:50
Die Kryptomärkte haben eine sehr unruhige Woche hinter sich. Zunächst sprach viel für das Erreichen neuer Jahreshöchststände: Der Bitcoin konnte sich wieder über 13.000 USD erholen, die Umsätze zogen stark an, die Hashrate erreichte ein Allzeithoch. Dann belasteten verschiedene Äußerungen offizieller Stellen die Stimmung. Zunächst verstimmten die kritischen Äußerungen vom Chef der amerikanischen Notenbank. Fed-Chef Powell hatte unter anderem Bedenken wegen Datenschutz oder Geldwäsche. Dahinter dürfte aber auch die Angst vor der Etablierung des Libra als globale digitale Währung stehen mit der Folge der Aufweichung des Dollars als Weltreservewährung. Dann folgten die – wie auch anders – Tweets von Donald Trump zu Bitcoin, Kryptowährungen und Libra (vgl. Artikel Bitcoin: Pump durch Trump?).
Die Schwäche von Bitcoin & Co könnte auch mit einem angeblich aus dem Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses stammenden Gesetzesentwurf. Dieser ist überschrieben mit „Keep Big Tech out of Finance“ und wird auf der Website „The Block“ zitiert. Die wesentliche Aussage darin ist, dass kein großes Plattformunternehmen eigene digitale Vermögenswerte herausgeben darf, die Tauschmittel, Rechnungseinheit oder Wertspeicher sind. Dabei wird ein großes Plattformunternehmen definiert als solches, das globale jährliche Einnahmen von mehr als 25 Milliarden USD erzielt. Interessant dürfte dieser angebliche Entwurf auch im Zusammenhang mit den anstehenden Anhörungen zu Libra am 16. Juli vor dem Bankenausschuss des Senats und am 17. Juli vor dem Ausschuss für Finanzdienstleistungen des Repräsentantenhauses sein. Denn der Entwurf würde dadurch vorher schon in die Entscheidungsfindung des Kongresses eingreifen. Jedenfalls könnte bei einem positiven Verlauf der Libra-Anhörungen der angeschlagene Kryptomarkt auch schnell wieder drehen. Analysten sprechen in diesem Fall bereits von neuen Jahreshöchstständen und sogar Allzeithöchstständen bis zum Ende des laufenden dritten Quartals.
Die enorme Underperformance der Altcoins zuletzt hat viele Teilnehmer am Kryptomarkt frustriert. Ein Blick auf den 3-Jahreschart von Ethereum gegenüber Bitcoin zeigt, dass gerade neue zweijährige Tiefststände erreicht wurden. Bei anderen Coins sieht das ähnlich aus. Es mehren sich aber die Stimmen, dass sich die Underperformance bald ins Gegenteil verkehrt. Allerdings wird die Entwicklung in Zukunft differenzierter verlaufen. Viele Coins ohne aussichtsreiche technologische Innovationen werden verschwinden bzw. ein Schattendasein führen.