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11.7.2019, 22:10

Deutlich abwärts ging es seit gestern Abend an den Kryptomärkten. Nach der zwischenzeitlichen Erholung über 13.000 US-Dollar sprach viel für das Erreichen neuer Jahreshöchstkurse. Die Umsätze beim Bitcoin waren wieder sehr stark angestiegen, die Bitcoin-Dominanz – also der Anteil von Bitcoin an der gesamten Marktkapitalisierung – mit über 64 Prozent auf dem höchsten Stand seit April 2017 und die Hashrate – die Anzahl der Rechenoperationen eines Netzwerks pro Sekunde – erreichte ein Allzeithoch. Trotzdem reagierte der Bitcoin zur Wochenmitte einmal mehr anders als erwartet mit deutlichen Kursabschlägen. Grund sollen massive Auflösungen von Bitcoin-Long-Futures an der Kryptobörse BitMEX gewesen sein.

Die Auflösung dieser größeren Bitcoin-Long-Positionen könnte auch im Zusammenhang mit Äußerungen der US-Notenbank Fed zum geplanten Facebook-Coin Libra stehen. Es gab bereits bei Veröffentlichung des Projekts vor einigen Wochen schnell negative Stellungnahmen von US-Politikern. Nun äußerte sich Fed-Chef Jerome Powell bei einer Anhörung sehr skeptisch zu Libra. Hinter denn schon häufiger geäußerten Bedenken wie Datenschutz oder Geldwäsche dürfte vor allem die Angst vor der Etablierung des Libra als globale digitale Währung stehen. Bei Libra handelt es sich ja um einen Stable Coin, also eine Digitalwährung mit Bindung an herkömmliche Währungen wie Dollar, Euro oder Yen. Im Fall von Libra soll es sich dabei ja um einen Korb von Währungen handeln.  Dies könnte sich aus Sicht des Zentralbankers zu einer Bedrohung für das internationale Währungssystem auswachsen. Und – klar – die Angst vor einer neuen Weltreservewährung, die den Dollar ablösen oder dessen Position zumindest aufweichen könnte, schwingt da auch mit. Aufgrund dieser schwerwiegenden systemischen Bedenken will sich die Fed, die zu diesem Thema eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet hat, nicht unter Zeitdruck setzen lassen.  Der Bitcoin würde von einer Einführung des Libra im nächsten Jahr stark profitieren, weil er zu einer erheblichen Verbreiterung der Nutzerbasis von Digitalwährungen führen würde. Von daher ist der deutliche Rückschlag beim Bitcoin heute nachvollziehbar. Allerdings gab es derartige Bedenken auch in der Vergangenheit immer wieder. Meist hatten die Marktreaktionen darauf nur kurze Beine. Deshalb sollte man den Kursrückschlag auch nicht überbewerten. Bitcoin bleibt langfristig ein sehr aussichtsreiches Investment. Charttechnisch ist auch nichts Schlimmes passiert, wie ein Blick auf den Jahreschart unten zeigt.

Die Altcoins sind noch tiefer in das Jammertal gestiegen. Bitcoin verlor im Tagesvergleich 10%. Die Verluste der meisten Altcoins liegen deutlich darüber. Den größten Kursverlust unter den Top20 erlitt heute die sechstgrößte Kryptowährung EOS mit einem Minus von rund 20 Prozent. EOS leidet zusätzlich zur Marktschwäche derzeit unter einer Meldung des amerikanischen Finanzforschungsunternehmens Weiss Ratings. Dieses hat sein Rating für EOS wegen schwerwiegender Zentralisierungsprobleme der Blockchain herabgestuft.