13.5.2019, 23:20
Der Bitcoin (BTC) ist mit seinem fulminanten Anstieg nun in die Parabelphaseeingetreten (vgl. BTC-Jahreschart unten). Oft kommt es danach zu einer kräftigen Korrektur von der Spitze der Parabel. Wenn diese erreicht ist, weiß aber keiner zu sagen. Seit dem Golden Cross Ende April kennen die Preise scheinbar kein Halten mehr. Das ist umso erstaunlicher, als wegen der Turbulenzen um Bitfinex und Tether eigentlich eine völlig andere Entwicklung zu erwarten gewesen wäre. Nach der Anklageerhebung gegen Bitfinex am 25. April ging die Bitcoin-Rakete erst richtig los.
Als Gründe für die kaum gebremste Bitcoin-Hausse werden angeführt:
- Die angeschlagene Kryptobörse Bitfinex hat sich wieder einmal aus den Negativschlagzeilen befreit. Durch das erfolgreiche IEO (Initial Exchange Offering) wurden in 10 Tagen LEO-Token im Wert von 1 Milliarde USD platziert bei Großinvestoren. Damit dürften die vor einer Woche hochgekochten Befürchtungen eines Liquiditätsengpasses bei Bitfinex zunächst einmal weggewischt sein.
- Die lange erwartete Futures-Börse Bakkt, hinter der die Intercontinental Exchange steht, hat nun den lange erwarteten Starttermin bekanntgegeben. Im Juli soll eine erste Testphase beginnen. Es soll zwei Kontrakte geben: einer wird auf täglicher Basis und einer auf monatlicher Basis abgerechnet. Das Neue bei Bakkt ist die physische Belieferung der Kontrakte. D.h. die Händler werden bei Abwicklung den Basiswert und nicht das Baräquivalent erhalten.
- Die große Kryptobörse Binance, die am 7. Mai Opfer eines Hackerangriffs wurde, bei dem Bitcoin im Gegenwert von 40 Mio. USD entwendet wurden, lässt ab dem morgigen Dienstag wieder Ein- und Auszahlungen zu. Diese waren nach dem Hack aus Sicherheitsgründen für eine Woche gesperrt worden.
- Die Adaption macht nun wirklich Fortschritte. Auf der wichtigsten Kryptokonferenz, der von heute bis Mittwoch laufenden Consensus in New York, gab es Gerüchte, dass demnächst eBay den Bitcoin und andere Kryptowährungen als Zahlungsmittel akzeptieren könnte. Auch einige amerikanische Einzelhändler wie Whole Foods, Crate und Barrel nehmen nun Kryptowährungen als Zahlungsmittel an.
- Ein weiterer Grund für die zuletzt explosionsartige Entwicklung könnte eine Reaktion des Bitcoins auf die aktuellen wirtschaftspolitischen Turbulenzen sein, die sich am deutlichsten im gerade hochkochenden Handelskrieg zwischen den USA und China zeigen.
Die turbulente und unübersichtliche Entwicklung zeigt sich auch im Vergleich der Entwicklung der Kryptopreise an den unterschiedlichen Kryptobörsen. Vor einer Woche wurde der BTC bei der angezählten Kryptobörse Bitfinex noch mit erheblichen höheren Preisen als an anderen Handelsplätzen gehandelt (vgl. die Übersicht unten). Die BTC-Preise lagen bei Bitfinex über 6% über denen der anderen großen Börsen. Im Verlauf der vergangenen Tage wurde diese Risikoprämie immer weiter abgebaut und kehrte sich sogar ins Gegenteil um. Heute waren die BTC-Preise bei Bitfinex teilweise deutlich mehr als 1% günstiger als an den anderen Börsen (vgl. die Übersicht darunter). Eine derartige Verschiebung erscheint eigentlich ungesund. Zumal unklar ist, ob die Probleme bei Bitfinex nun wirklich behoben oder nur kaschiert sind.
Vergleich der BTC-Preise bei verschiedenen Kryptobörsen, Stand 7.5.2019 Quelle: arbitrage.expert
Vergleich der BTC-Preise bei verschiedenen Kryptobörsen, Stand: heute Quelle: arbitrage.expert
Trotzdem: Das Glattstellen des Tradingdepots vor einer Woche war im Nachhinein natürlich ein Fehler. Der BTC-Preis ist seither um 30 Prozent gestiegen. Allerdings: Die ebenfalls verkauften Altcoins sind „nur“ um etwas 10 Prozent gestigen, Zilliqa sogar gefallen. Hier zeigt sich, dass es sich primär um eine Bitcoin-getriebene Hausse am Kryptomarkt handelt. Dies wird sich irgendwann wieder umkehren. Unten sind beispielhaft drei Charts von großen Kryptowährungen. Die Notierungen gegenüber dem BTC sind auf Tiefststände gefallen (vgl. die drei Jahrescharts unten). Während beim Litecoin (LTC) der Preis nach der Hausse seit Jahresanfang noch immer deutlich über den Tiefstständen steht, sind wir bei Ethereum (ETH) bei den 52-Wochen-Tiefs angelangt. Noch übler sieht es bei NEO aus, die neue Jahrestiefs erreicht haben. Diese Entwicklung schreit zwar nach einer Umkehr und diese wird auch kommen. Da sich derzeit aber alles auf den Bitcoin konzentriert, fällt ein Switch aktuell aber schwer.